Gestärkt und mit mehr Mut aus dem Wald in St. Leon-Rot
In drei Tagen soll bei jungen Menschen von Haupt-, Real- oder Gemeinschaftsschulen der eigene Mut entdeckt, etwas für das Gemeinschaftsgefühl getan und prägende und stärkende Erlebnisse für das weitere Leben erschaffen werden. So auch bei einer sechsten Klasse der Parkringschule in St. Leon-Rot.
„Wald“ und „Mut“ zogen sich wie ein roter Faden durch das Programm, das die Sechstklässer im Wald erlebten. Auf der einen Seite war es Ziel, die Umgebung Natur kennen zu lernen und für sich zu nutzen. Auf der anderen Seite war es immer wieder möglich, in sich selbst hineinzuhorchen und sein Ich in der Begegnung mit sich selbst und anderen zu stärken.
Dr. Marco Ieronimo und sein Kollege Dominik Gentner, die die Kinder über drei Tage in diesem pädagogischen Bildungsprojekt hinweg betreuten, decken „Wald und Mut“ gleichermaßen ab. Ieronimo ist gelernter Biologe und kennt die Kraft des Waldes. „Das Fachwissen über den Wald wird am Rande vermittelt, wenn es die Situation hergibt“, erklärt er, „viel wichtiger ist das Erlebnis in der Natur.“ Er ist auch zertifizierter Waldpädagoge. Gentner ist Erlebnispädagoge und Heimerzieher. Während seiner Eingewöhnungsphase profitieren die jungen Menschen von zwei erfahrenen und fachlich versierten Betreuern.
Drei Tage lang, vom 23.-25. April, nimmt die sechste Klasse mit ihrer Klassenlehrerin Sarah Detzer am Tagesprogramm im Wald teil. „Als am ersten Tag selbst Feuer gemacht wurde, da waren alle voll begeistert“, sagt sie. Der erste Tag stand unter dem Motto „Mut zur Wildnis“. Hier geht es vor allem darum, die eigene Komfortzone zu verlassen und die Natur zu erschließen. Nicht nur mit Feuer gelang das, sondern auch mit einem „Waldsofa“, das die jungen Leute mit gesammeltem Unterholz bauten, und auf dem sie in den drei Erlebnistagen ihre gemütlichen Runden verbracht haben.
Tag zwei stand unter dem Motto „Mut zur Begegnung“ mit zahlreichen Kommunikations- und Kooperationsspielen. Sarah Detzel sieht, dass die gemeinsame Zeit hier die Klasse immer mehr zusammenschweißt. Sie plant, einzelne Spiele im Schulalltag zu integrieren. Tapfer waren die Schüler bei dieser April-Witterung und dem starken Regenguss an Tag zwei ohnehin schon, am dritten Tag sollten sie ihren Mut beweisen oder vielmehr entdecken lernen: „Mut zum Ich“ ist das Motto. Durch Selbstwahrnehmung Kraft schöpfen und sich auf seine Sinne konzentrieren, das war Ziel der Übung.
Klara erklärt er, wie die Übung geht: „Ich habe durch den Wald von Baum zu Baum fast 80 Meter Seil gespannt“, sagt er. Mit verbundenen Augen soll sich Klara nun daran entlang tasten, ohne den Boden oder die Umgebung zu sehen. Sie beschreibt beim Gehen, was sie wahrnimmt, und meistert den Parcours erfolgreich.
Tannen und Fichtennadeln hat Marco Ieronimo im Gepäck, mit denen die Jugendlichen Waldbadesalz herstellen sollen. Er verteilt Wiegemesser für das Zerkleinern der Nadeln und Mörser und Stößel zum Verfeinern des Salzes. Auch diese Aufgabe soll zu zweit oder zu dritt gemeinsam gelöst werden. Ihr fertiges Salz nehmen die Schüler als Andenken mit nach Hause.
Die Jugendlichen haben in der Zeit den Wald zu ihrer Umgebung gemacht, genießen die frische Luft und freuen sich über jeden Waldmaikäfer, der bei ihnen landet. Auch die beiden Betreuer haben die Klasse besser kennengelernt: „Man weiß nach kurzer Zeit, wer von den Schülern wie tickt. Und somit auch, wie man auf sie zugehen muss“, sagt Dominik Gentner. (ral)