„WaldMachtMut“ stärkt Selbstvertrauen
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„Wer von euch hat zu Hause eine Badewanne?“, fragt Dr. Marco Ieronimo in die Runde. Zaghaft gehen einige Hände nach oben. „Wir haben nur eine Dusche“, antwortet ein Junge leise. „Aber sicher kennt ihr jemanden, der eine Badewanne hat“, hakt Ieronimo nach. Jetzt melden sich fast alle Kinder. Sie sitzen im Kreis auf Baumstämmen in der Nähe des Waldspielplatzes Rappenhau oberhalb von Remseck und dürfen an diesem Vormittag unter anderem ein Wald-Badesalz herstellen. Die duftenden Tannennadeln haben sie kurz zuvor selbst gesammelt. Werkzeug und das Salz hat Marco Ieronimo mitgebracht.
Waldduft für die Wanne
Die Kinder zerkleinern die Tannennadeln auf einem Holzbrettchen mit einem Wiegemesser und vermischen sie in einem Mörser mit dem Salz. „Das Messer darf aber nicht mit dem Salz in Kontakt kommen, weil es sonst zu rosten beginnt“, ermahnt Ieronimo die Kids, die kräftig dabei sind, die Zutaten mit dem Stößel zu zerdrücken. Alle gehen in die Klasse 6a der Wilhelm-Keil-Gemeinschaftsschule Remseck-Aldingen. Eine Woche vor ihnen hatte bereits die Parallelklasse mitmachen dürfen. Von den 18 Schülerinnen und Schülern der Inklusionsklasse haben manche Kinder besonderen Förderbedarf, Konzentrationsstörungen oder Probleme, sich Dinge zu merken.
Die Schule gehört zu jenen sechs in Baden-Württemberg, die jedes Jahr an dem von der Nussbaum Stiftung finanzierten Projekt „WaldMachtMut“ teilnehmen dürfen. Enger Kooperationspartner ist die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Baden-Württemberg e.V. (SDW), für die Dr. Ieronimo das Projekt landesweit organisiert. „Uns geht es vor allem darum, den Kindern Mut zu machen und ihnen zu helfen, ihre eigenen Stärken zu entdecken, und Kraft zu spenden“, umreißt er das Ziel. Natürlich sei es ihm auch ein Anliegen, die Kinder aus dem Klassenzimmer raus in die Natur zu holen und ihnen den Wald näherzubringen. Im Grunde genommen sei „WaldMachtMut“ aber vor allem ein soziales Projekt für Kinder der Klassen 5 bis 8 in Förder-, Haupt-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen.
Teamwork
Das Projekt läuft über drei Tage, an denen die Kids - wie in Remseck-Aldingen - als Gruppe gemeinsam den Wald entdecken. Dabei lernen sie spielerisch, die eigene Komfortzone zu verlassen, sich in der Natur zu orientieren, anderen zu vertrauen, Absprachen einzuhalten und Verantwortung zu übernehmen. Dieses Mal kochten sie beispielsweise gemeinsam Tee auf einem selbst gemachten Feuer, absolvierten Partnerübungen, überquerten gemeinsam einen Bach oder stellten eben das Badesalz her. Für die Klassenlehrerin der 6a, Emine Dönmez, war alles „ein toller Erfolg“. Den Kindern habe das Projekt „WaldMachtMut“ unfassbar viel Spaß gemacht und sei auch eine tolle Abwechslung zum normalen Unterricht gewesen. Inklusionslehrerin Anna Reinhardt-Derr verweist am Ende auf die „vielen Erfahrungen, die man in einem Klassenzimmer nicht machen kann“, zum Beispiel, „dass man nicht nur mit seinen engsten Freunden etwas machen kann, sondern mit allen anderen Kindern auch“.
Mit Spaß dabei
Und wie haben die Schülerinnen und Schüler die drei Tage im Wald erlebt? „Mir hat alles sehr viel Spaß gemacht“, sagt der elfjährige Ejup. Ob er allerdings sein selbst gemachtes Badesalz behalten oder verschenken wird, weiß er noch nicht. Klassenkameradin Helena hat dagegen schon eine klarere Vorstellung. Ich glaube, ich behalte es“, meint sie. Gerade im Winter bade sie sehr gerne. Auch sie war mit viel Freude dabei: „Wir haben Sachen gemacht, die man zu Hause nicht machen kann.“ Der 12 Jahre alte Mika fand alles „ziemlich cool“. Gerade ist er dabei, sein Badesalz in ein kleines Tütchen abzufüllen. Weil es bei ihm zu Hause mehr Felder gebe, sei er nicht so oft im Wald.
Dr. Marco Ieronimo ist am Ende mit den Kids und dem Ablauf des Projekts in Remseck mehr als zufrieden. „Die Gruppe war wirklich offen für das Programm und hat super mitgemacht“, lobt er. Er habe schon erlebt, dass manche Kinder nicht erreichbar gewesen sein, worunter die ganze Gruppe gelitten habe. Laut Ieronimo war das Projekt mit der Wilhelm-Keil-Gemeinschaftsschule das letzte in diesem Jahr. „Für das nächste Jahr beginnen wir mit den Planungen im Frühjahr“, sagt er. Wer sich dafür interessiere, könne sich über die Nussbaum Stiftung bewerben. (ak)