WaldMachtMut!

Teilhabe und Chancengleichheit für Jugendliche

Ein waldpädagogisches Schulprojekt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Landesverband Baden-Württemberg e. V., 
in Kooperation mit der Nussbaum Stiftung

Jahresbericht 2022
3 Tage – 3 Ziele

An drei Waldtagen lernen die Jugendlichen den Wald, die Klassengemeinschaft und sich selbst
besser kennen.

Mut zur Wildnis, Mut zur Begegnung und Mut zum Ich

WaldMachtMut! ist ein Mut machendes und Stärken weckendes Programm für Schülerinnen und Schüler der 6. bis 8. Klasse an Hauptschulen, Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ, ehemals Förderschule). Das zentrale Element des dreitägigen Programms ist der Wald. In ihm können die Jugendlichen positive Erlebnisse und Gefühle erfahren und haben somit die Möglichkeit, einen Gegenentwurf
zum gesellschaftlichen Wettbewerb kennen zu lernen. Mit WaldMachtMut! möchten wir den Jugendlichen das Gefühl und die Selbstwahrnehmung  vermitteln, dass sie ihre eigenen Wünsche und Anliegen selbst voranbringen und umsetzen können, wenn sie an sich glauben und ihre Stärken einsetzen. An insgesamt drei Waldtagen, die von Waldpädagoginnen und Waldpädagogen durchgeführt werden, lernen die Jugendlichen sich selbst und die anderen besser kennen. Sie haben zudem die Gelegenheit, den Wald als vielfältigen Lebensraum, Ruhequelle und Kraftort für sich (neu) zu entdecken.

WaldMachtMut! wurde von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Landesverband Baden-Württemberg e. V. für die Nussbaum Stiftung konzipiert.

Die Nussbaum Stiftung finanziert seit 2020 die Teilnahme von 6 Schulen pro Jahr
im Verbreitungsgebiet der Nussbaum Medien. Dieses Jahr wurde die Kooperation zwischen der
Nussbaum Stiftung und der SDW für weitere drei Jahre vereinbart.

 

Was bisher geschah…

WaldMachtMut! wurde im Jahr 2020 konzipiert und erstmals umgesetzt.

Aufgrund der Pandemie konnte das Projekt im ersten Jahr zunächst nur an 2 Schulen durchgeführt werden.

Die (vorwiegend sehr positiven) Rückmeldungen der teilnehmenden Schulkassen und deren Lehrkräfte wurden genutzt, um das Konzept nochmals zu überarbeiten und noch besser an die Bedürfnisse der Jugendlichen anzupassen. Bereits im Jahr 2020 wurde das Projekt von der Fördergemeinschaft des Rotary Club Schwetzingen-Kurpfalz e. V. mit dem Rotary-Award ausgezeichnet. Das damit verbundene Preisgeld ermöglichte es, WaldMachtMut! mit drei weiteren Schulen im Rhein-Neckar-Kreis umzusetzen. Über die Spendenplattform gemeinsamhelfen.de wurde zudem Geld gesammelt, um zwei zusätzlichen Schulklassen eine kostenlose Teilnahme zu ermöglichen. Maßgeblich daran beteiligt war die „Draußencrew“, eine Gruppe naturbegeisterter Bloggerinnen, die eine Spendenwanderung veranstaltete.

 

2021 in Zahlen

Auch im Jahr 2021 wirkte sich die Pandemie auf die Planung bzw. Durchführung des Projektes aus.
Die Schulen waren zunächst zögerlich, zumal ein Projekt einen zusätzlichen organisatorischen Aufwand zu dem durch die pandemiebedingten Maßnahmen bereits sehr herausfordernden Schulalltag bedeutete. Dennoch fanden sich engagierte Lehrkräfte, die sehr dankbar für die Gelegenheit waren, gerade in diesen Zeiten den Schülerinnen und Schülern eine Teilnahme an einem Stärken weckenden Programm draußen in der Natur zu ermöglichen. Im Jahr 2021 wurde WaldMachtMut! mit elf Schulkassen und 236 Jugendlichen an acht verschiedenen Orten in Baden-Württemberg umgesetzt:

2022 in Zahlen

Im Jahr 2022 wurde WaldMachtMut! mit 9 Schulkassen und 156 Jugendlichen an 7 verschiedenen Orten in Baden-Württemberg umgesetzt werden:

Stabwechsel und Ehrung

Der Veranstaltungstermin in Weil der Stadt im September 2022 war von drei besonderen Ereignissen geprägt. Es war nicht nur der letzte Termin für Daniela Getto, die „Starterin“ des Projekts und Projektverantwortliche bei der SDW. An jenem Tag in Weil der Stadt wurde außerdem Klaus Nussbaum für sein Engagement für WaldMachtMut! von Ulrich Burr, SDW Landesvorstandsmitglied, zum ersten Ehrenmitglied des SDW WaldMobil-Fördervereins ernannt. Zu Guter Letzt wurde noch der Vertrag zwischen der SDW und Nussbaum für weitere drei Jahre Kooperation unterschrieben. Verantwortlich für das Projekt bei der SDW ist nun Dr. Marco Ieronimo.

 

Projektauswertung

In der täglichen Abschlussrunde hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, Rückmeldung zum Programm und zum Umgang miteinander zu geben. Zurück in der Schule füllten sie, sowie die Lehrkräfte, einen Fragebogen aus, in dem unter anderem die Erfüllung der Ziele des Projektes abgefragt wurden.

Diese Ergebnisse wurden durch die Lehrkräfte bestätigt. Zudem bemerkten sie mit besonders hoher Übereinstimmung:

  •  „Die Schülerinnen und Schüler haben als Gruppe zusammengearbeitet“
  •  „Die Schülerinnen und Schüler haben Regeln zum respektvollen Umgang kennengel

Hier eine Auswahl an Aussagen, denen die Jugendlichen besonders häufig zustimmten:

  •  „Ich war mutig“
  •  „Ich habe neue Sachen ausprobiert“
  •  „Ich habe gemerkt, was ich gut kann“

Feedback der Jugendlichen: „super“ schlägt „blöd“

In einem weiteren Abschnitt des Fragebogens wurden offene Fragen gestellt, auf welche die Schüler und Schülerinnen frei antworten konnten. Auf die Frage, was die Jugendlichen „super“ fanden, wurden unterschiedliche Programmpunkte benannt. Besonders beliebt waren das Geländespiel „Auerhahnjagd“, Feuermachen mit Feuerstab und Zunder und das Kochen eines Tees aus gesammelten Wildkräutern, außerdem die Herstellung von Waldbadesalz. Immer wieder gut gefallen hat den Schülerinnen und Schülern zudem die Zusammenarbeit im Team.

Es gab auch einige Aktionen, die als weniger gut bzw. „blöd“ bewertet wurden. Jedoch war das Bild hier uneinheitlich und offenbar nicht von bestimmten Aktionen geprägt, sondern vielmehr von den individuellen Vorlieben der Jugendlichen. Offensichtlicher waren Berührungsängsten zur Natur, welche im Verlauf der drei Tage bei einigen Schülerinnen und Schülern nicht ganz abgebaut werden konnten. Regen und Insekten, insbesondere Mücken, blieben verhältnismäßig oft negativ in Erinnerung.

Auf die Frage, welche Impulse sie mitnehmen, gaben sehr viele Jugendliche an, dass sie nun gerne
öfters in den Wald gehen wollten.

Bei der letzten Frage sollten die Schüler den Satz „WaldMachtMut! ist für mich…“ ergänzen. Bei den zahllosen positiven Rückmeldungen nutzten viele der Befragten die Begriffe „gut“, „toll“, „schön“, oder „cool“. Zudem stand WaldMachtMut! für Spaß, Entspannung, Abwechslung (zum Schullalltag), Lernen und besonders häufig für ein besonderes Erlebnis.

Die positiven Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler während der Projekttage und durch die Fragebögen verdeutlichen, dass das Projekt WaldMachtMut! wertvolle Impulse setzen kann. Die Aktionen ermöglichen die (neuartige) Begegnung mit der Natur, mit anderen und sich selbst und wirken so auf verschiedenen Ebenen.

Die Auswertung zeigt zudem, dass die drei Tage im Wald nicht nur Spaß gemacht haben, sondern ein ganz besonderes Erlebnis darstellen, das über das Projekt hinaus in den Alltag der Jugendlichen hineinwirken kann.

Zudem liegt die Vermutung nahe, dass WaldMachtMut! auch Auswirkungen auf den Schulalltag hat: der Großteil der befragten Lehrkräfte bekam durch die Projekttage den Impuls, zukünftig häufiger mit ihrer Klasse in die Natur gehen zu wollen. Viele wünschen sich eine derartige Möglichkeit für alle Klassen.

Feedback der Lehrkräfte

Ich nehme folgende Ideen/Impulse mit

„Ein längerer Waldbesuch bietet spannende Möglichkeiten für eine Klasse. Den Wald nur bei einer Wanderung zu erfahren, ist unergiebig im Hinblick darauf, dass Kinder Erfahrungen mit der Natur machen sollen. Ein guter Mix aus Aufgaben, Spaß und Selbsterfahrungsmöglichkeit, mit dem Wald als externen "Erzieher", ist lohnenswert.“ [Thomas Rubik, Lehrer an der Gemeinschaftsschule Horb]

„Mehr Mut zum außerschulischen Lernort"

 

Ein Satz zu WaldMachtMut!

„Es sollten alle Klassen in den "Genuss" kommen. Und ein großes Dankeschön an die Nussbaum Stiftung.“ [Ulrike Freyer-Schwellinger, Lehrerin an der Franz-Binder-Verbundschule]

„Wald verbindet, man kommt als Schulklasse und geht als Team, das sich aus vielen tollen, individuellen Schülerinnen und Schülern zusammensetzt, die ihre Stärken kennenlernen und diese im Team einbringen können.“

„Tolles Projekt, das vor allem Schüler und Schülerinnen eines SBBZ Lernen total entgegenkommt, da dieses absolut praktische Lernen der einzige Weg ist, um dieser Schülerschaft Inhalte zu vermitteln und diese Schülerschaft solche Erfahrungen wenn nicht in der Schule wahrscheinlich nie erleben darf.“

 

Verbesserungsvorschläge

„Nicht nur einer Klasse die Möglichkeit zu geben, sondern einer Stufe (in getrennten Projekttagen).“

„Es wäre toll, wenn so etwas für alle Schulklassen möglich wäre!!“ [Frau Bräuning, Lehrer an der Gemeinschaftsschule Horb]

Zusammenfassung

Im Jahr 2022 haben 9 Schulkassen mit 156 Jugendlichen in 7 verschiedenen Orten in Baden-Württemberg an WaldMachMut! teilgenommen.

Nach der Konzeption und einem coronabedingt schwierigen Start im Jahr 2020, konnte sich das Projekt über die Jahre 2021 und 2022 erfolgreich etablieren. Die Veranstaltungstage fanden großen Zuspruch und inzwischen gibt es eine aktive Nachfrage von Schulen.

Altersbedingt fällt es Jugendlichen oft schwer, mit sich selbst oder anderen in Kontakt zu treten und meist besteht wenig Bezug zur Natur. Hier bietet WaldMachtMut! vielfältige Möglichkeiten zur Begegnung. Die Veränderung der Jugendlichen im Umgang miteinander und die zunehmende Wahrnehmung des Waldes als Ort, an dem man sich wohlfühlen kann, war über den Verlauf der Projekttage oft deutlich spürbar.

Die persönlichen Rückmeldungen und die Auswertung der Fragebögen zeigen, dass die Ziele des Projekts erreicht werden. Die Fragebögen werden auch in diesem Jahr dazu genutzt, das Konzept und die kommende Durchführung nochmals zu verbessern.

Ausblick, Dank – und eine kleine Vorstellung

Im September 2022 ging die Verantwortung für WaldMachtMut! bei der SDW von Daniela Getto auf Marco Ieronimo über. „Als Biologe und Waldpädagoge bin ich bereits viele Jahre mit Gruppen jeden Alters in der Natur unterwegs. Mein Ziel ist immer auch, Menschen zu verantwortungsbewusstem Handeln für die Welt zu führen. Alle unsere Lebensgrundlagen stammen letztlich aus der Natur. Diese zu erhalten und für nachfolgende Generationen überall auf der Welt zu bewahren, ist unser aller Verantwortung. Jeder und jede hat dabei Verantwortung für das eigene Handeln.

In der Waldpädagogik führt der Weg zur Übernahme dieser Verantwortung über die Entwicklung der Gestaltungskompetenz – bestehend aus Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sach- & Methodenkompetenz – jene Kompetenzen, die auch über das Gelingen des eigenen Lebens mitentscheiden.

Zudem sind das Erleben der Natur und Erlebnisse in der Natur Ressourcen, die allen Menschen, unabhängig von Herkunft und finanziellen Mitteln, gleichermaßen zur Verfügung stehen. Die Ressource Natur wird jedoch oft nicht genutzt, denn entweder wird die Komfortzone des alltäglichen Lebens nicht verlassen oder Natur ist als Ressource schlichtweg unbekannt.

Hier setzt WaldMachtMut! in vielfältiger Weise an, und ich freue mich sehr, ein Teil davon sein zu dürfen.
Sehr herzlich bedanke ich mich bei der Nussbaum Stiftung, durch deren Förderung WaldMachtMut! ins Leben gerufen wurde und bereits mehreren hundert Jugendlichen zu Gute kam.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Nussbaum und Frau Herzog von der Nussbaum Stiftung, die mich mit offenen Armen empfangen haben.

Mein großer Dank gilt Frau Getto für das Starten des Projekts und für die gute Einarbeitung.
Ich möchte mich zudem bei meinem Kollegen und Waldpädagogen Frank Hoffmann bedanken, der mit Frau Getto das Projekt weiterentwickelt und mir Einblicke in seine Umsetzung ermöglicht hat.
Ein großes Lob möchte ich den Lehrkräften aussprechen, die im herausfordernden Schulalltag einem zusätzlichen Projekt zustimmen.

Zu guter Letzt bedanke ich mich bei den Jugendlichen, die sich auf das Projekt einlassen und ihre Komfortzone zu verlassen bereits sind.

Im Jahr 2023 wollen wir WaldMachtMut! mit 10 weiteren Schulklassen durchführen. 
Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten.“

Dr. Marco Ieronimo Projektleiter WaldMachtMut! 
bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald